Segeln in der Karibik
 
SWAN 43

Rasmus

 

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24.01.03
Törn 3 - Von Wien ins streikende Venezuela

Während in den Medien immer öfter über den Streik in Venezuela berichtet wurde, fand er hier im Osten des Landes immer weniger statt. Unruhen und Demonstrationen gab und gibt es wenn dann eigentlich nur mehr in Caracas, das tägliche Leben hier funktioniert mit kleinen Ausnahmen und Unregelmäßigkeiten so wie eh und je.

Darum fanden wir es besonders schön, dass sich Martha und Fritz trotz Warnungen des Auswärtigen Amtes nicht von ihrer schon so lange geplanten Reise nach Venezuela abhalten ließen. Sonntag vormittags kamen sie an, am Montag haben sie sich sofort ein Auto gemietet - wer sie kennt versteht, dass sie im Besitz eines fahrbaren Untersatzes sofort merklich gelassener wurden.

Die ersten Tage vergingen mit Ausflügen in die Stadt (Hutkauf!) zur Wechselstube (einmal offen, einmal geschlossen - aber den besseren Kurs gab es ohnehin beide Male davor) und in den Supermarkt (wenn es kein Bier mehr gibt, kaufen wir Wein ein).

Am Mittwoch starteten wir dann gemeinsam zu einer kleinen Rundreise ins Landesinnere.

Zuerst fuhren wir der Küste entlang nach Cumana, besichtigen die Zigarrenfabrik und das Schloss. Dann ging es auf kurvigen Strassen durch beinahe schon Urwald bis zur Playa Medina. Ein Palmenhain und an einem langen Sandstrand, eine Ferienanlage bestehend aus kleinen Häuschen und einem Restaurant. Ein eindrucksvoller erster Reisetag und eine dank Netzen gelsenfreie Nacht.

Abschied vom Meer.
Durch Cacaoplantagen und kleine Siedlungen geht es weiter  bis nach Carupano, wo wir uns in einer Bäckerei stärkten und an einem der vielen Bankomaten Geld behoben. Die Strasse nach Maturin führt uns über unzählige Straßenschwellen (hier auch "liegende Polizisten" genannt). Im Hotel gibt es Bier - zwar mit Zitronengeschmack aber in der Not.....

In der Stadt sehen wir lange Schlangen bei den Tankstellen, einige sind geschlossen, aber nur 50 km außerhalb von Maturin ist alles wieder beim Alten.

Die Landschaft wird eben, Rinderherden, soweit das Auge reicht, durch die östlichen Llanos kommen wir ans Orinocodelta, nach Tucupita. Hier sind wir mit Sicherheit die einzigen Touristen - was aber nicht unbedingt mit dem Streik zusammenhängt. Alles wirkt schon länger verlassen, ein bisschen verkommen; es ist unmöglich eine Bootstour ins Delta zu organisieren; unsere Ansprechpartner wollen einfach  nicht.

Aber zwei Dinge gibt es in Tucupita: Marthas Parfum und gut gekühltes Bier!

Weiter durch die Ebene bis an die Stelle, wo man den Orinoco mit der Fähre überqueren kann. Der Wind stand gegen die Strömung - eine nasse Überfahrt. In Ciudad Guyana sind zwar alle Tankstellen geöffnet - doch nur an ausgewählten gibt es bleifreies Benzin, ebenso ist es auch in Ciudad Bolivar interessant.

Den Nachmittag unseres vierten Reisetages verbrachte Martha im Bett um endlich ihren Schnupfen los zu werden. Fritz, Dieter und ich besichtigen die teilweise sehr verfallenen und teilweise wirklich schön hergerichtete Stadt. Ganz offensichtlich hat es hier schon einmal bessere Zeiten gegeben.

Fürs Abendessen testen wir einen Italiener. Da wir Martha ein klimaanlagenfreies Lokal versprechen können, kommt sie mit uns - guter Sangria, gute Pizza, gute Pasta.

Am nächsten Tag flogen wir mit einem kleinen, 6-sitzigen, Flugzeug nach Canaima. Das war ein sehr aufregender Flug, da merkt man jede "Unebenheit" in der Luft. An der Landebahn wartete ein Jeep auf uns, der dermaßen auf seine wichtigsten Bestandteile zusammengerostet war, dass Martha den Pinzgauer von Fritz herbeiwünschte. Und das passiert wirklich selten.

Wir haben eine kleine Tour durch Teile des Nationalparks gemacht. Sehr ruhig und friedlich, eine Süßwasserlagune - nur das Rauschen der Wasserfälle. Einer der Wasserfälle führt im Moment kein Wasser, es war sehr beeindruckend einmal dort zu stehen, wo sonst das Wasser daherbraust. Von dort oben hatten wir auch einen tollen Ausblick in die Umgebung.  Indianersiedlungen, Ebene, die Tafelberge.

Beim Rückflug hatten wir dann einen Piloten, der die Gegend dort kennt wie seine Westentasche. Zuerst sind wir noch ein Stück in den Süden, über die Tafelberge bis hin zum bekannten Angelfall - der im Moment nicht besonders viel Wasser führt und daher nicht unbedingt beeindruckend war. Der Rest des Fluges war aber wirklich atemberaubend.

Am nächsten Tag sind wir wieder in Puerto la Cruz. Allen Unkenrufen zum Trotz bringen wir den 20 l Reservekanister voll mit Benzin wieder zurück. Den Streik betreffend, war es sehr informativ erleben zu können, dass die Situation auch im Landesinnern in keinster Weise so dramatisch ist, wie sie von den Medien dargestellt wird.

Wir danken Fritz für 1.600 gefahrene Kilometer.

Jetzt beginnt der seefahrende Teil des Urlaubs von Martha und Fritz, zum Kennen lernen verbringen wir einen "Probetag" in Chimana Segunda (gleich visavis, sozusagen), die Nacht aber wieder in der Marina/Hotel.

Und schon hier war das Eis gebrochen - so viele Vorbehalte Martha im Vorfeld auch hatte, so sehr genoss sie die ruhigen Tage am Schiff. Von sämtlichen möglichen und unmöglichen Stellen ins Dinghy rein und raus, Leinen aufschießen, sogar Segel setzen - alles kein Problem.

Schöne, geruhsame und harmonische Stunden haben wir auf der Rasmus verbracht, doch leider, die Zeit vergeht viel zu schnell!

Zurück in der Bahia Redonda verbringen wir noch einen gemeinsamen Stadttag und am Mittwoch, den 22.01.03, dem Tag an dem lt. "Der Standard" die venezolanischen Fluglinien wieder einmal streiken sollten, fliegen die beiden nach Margarita.

Für uns war die Zeit mit Martha und Fritz etwas ganz besonderes und wir hoffen sehr, dass sie ihre Ankündigung, bald wieder auf die Rasmus zu kommen, bald in die Tat umsetzen werden.

Liebe Grüsse senden Euch
Barbara und Dieter
Puerto la Cruz, am 24.01.03