Segeln mit der Rasmus - OE24 - Swan 43
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Törn 3 - Grenada Sailing Festival

Dieses Jahr ist die Rasmus irgendwie besser vorbereitet, das Großsegel ist angepasst, lässt sich problemlos reffen, die Halterung für den Spibaum ist neu und (endlich) so, wie wir´s gern haben, in der Stärke etwas überdimensioniert, diverseste Leindln ausgetauscht, erneuert, Sabine und Urs die beiden treuesten Regattasegler und auch Anna, Helen und Thomas, die schon zum zweiten Mal mit dabei sind, landen voller Tatendrang und dem gemeinsamen Wunsch auch dieses Jahr wieder vorne mitzumischen. Die besten Voraussetzungen, also!

Die erste Woche vergeht mit Buchtenhüpfen, Schnorcheln, Schwimmen, Lesen und, wer sich an letztes Jahr erinnert weiß, dass Anna und Helen jede mögliche Minute nützen um an ihrer Bräune zu arbeiten… Doch diese karibische Idylle soll nicht täuschen, fast jeden Tag wird gesegelt, geübt (um nicht zu sagen trainiert, denn Dieter mag dieses Wort sicher nicht), die einzelnen Positionen besprochen und besetzt.

Urs und Thomas an den Winschen – eh klar, Sabine und ich, altbewährt, an den Genuaschoten, Anna und Thomas fahren das Großsegel, Sabine und Urs baumen am Vorwindkurs die Genua aus, Helen und ich sind an den Schoten. Wenden, Halsen, Schiften – bald kein Problem mehr! Aber so ganz ohne andere Schiffe um uns herum, ohne Startlinie und Bojen bleibt alles Üben, so anstrengend es auch ist, irgendwie Theorie…

Und plötzlich ist der Freitag da, wir sind in der Marina, räumen, wie die anderen Schiffe auch, alle Anker samt Ketten und einige andere schwere Trümmer vom Schiff. Der Wassertank ist ziemlich leer, die unnötigen Trinkwasserflaschen bleiben ebenfalls am Dock. Bier und Wein wird nach Bedarf im Supermarkt gekauft. Das nenne ich ernste Vorbereitungen!

Auf allen teilnehmenden Schiffen wird noch gewerkt und geräumt, es ist ein Kommen und Gehen, man trifft alte Bekannte und neue Gesichter. Und endlich, endlich kommt unser Lieblingsgegner, direkt aus Carriacou, die Bloody Mary.

Der Tag vergeht wie im Flug, gut, dass die Mädels ihre Ausgehgarderobe passend geordnet und vorbereitet haben. Duschen, Anziehen und schon sind wir mit allen anderen am Weg zur Steuermannsbesprechung. Bei der anschließenden Party hält es uns an diesem ersten Abend nicht lange – die Kräfte werden gespart für den ersten Regattatag!

Die nächsten vier Tage vergehen im Rhythmus der Regatta. Spannung und volle Konzentration am Wasser, zurück in der Marina fällt der Druck ab und macht Platz für Ruhe, Tratsch und Klatsch am Dock und die eine oder andere notwendig gewordene Reparatur. Am späten Nachmittag werden die Tagesergebnisse angeschlagen, Proteste studiert und alles für den Abend vorbereitet.

Preisverteilung! Musik! Party!
Eines kann ich Euch sagen, jeder von uns war mit ganzem Herzen bei der Sache und wir haben uns nicht schlecht geschlagen.

Unglaublich wie lange die Kraft der Burschen an den Winschen gehalten hat!

Anna und Helen sind an und mit ihren Aufgaben gewachsen, zeigen keine Angst aber ausreichend Respekt vor Wasser und Wind – zwei ganz wichtige Eigenschaften auf einem Schiff!

Und Sabine leitet uns zeitgebend zu jedem Start. Mit zwei Uhren und beeindruckenden Nerven bleibt sie der ruhende Pol auch wenn´s auf und um die Rasmus drunter und drüber geht. Eines ihrer Meisterwerke dieses Jahr ist die absolut korrekte Zeit zu einem Start, bei dem der sonst so verlässliche 5-Minuten-Vorbereitungsschuß nicht hörbar und die dazugehörige Fahne am Startboot aus unserer Position nicht sichtbar war!

Aber trotz allem Einsatz hat die kleine Bloody Mary die Nase doch zu oft vorne und vor der letzten Wettfahrt ist sie einen Punkt vor uns, als führende der Klasse. Damit wird die letzte Wettfahrt für uns zur alles entscheidenden: gewinnen wir sie, gewinnen wir das Sailing Festival, ist Bloody Mary in der berechneten Zeit vorne, werden wir zweite.

Alles beginnt mit einem guten Start und auch auf der ersten Kreuz sind wir vorne doch dann, beim langen, langen Vorwindkurs und abnehmendem Wind kommt uns die leichte Bloody Mary immer näher, überholt uns. Weiter weg vom Land, frischt der Wind wieder auf und wir können aufholen, auf, wie es scheint, den einzigen Gegner, den wir an diesem Tag haben. Die nächste Boje ist vor uns, alle Konzentration auf die Segel und das Schiff vor uns gerichtet und plötzlich pickt Bloody Mary auf der Boje, der Großbaum verfängt sich! Wir sind zu nahe und können auf den, zu lange unbemerkten Strom, auch nicht mehr reagieren - kaum hat sich die weiche, aufgeblasene Boje wieder aufgerichtet picken wir auch schon dran. Mittlerweile bläst es schon ganz ordentlich, alles passiert sehr schnell.

Das Berühren der Boje ist während einer Regatta nicht erlaubt und um diesen Fehler wieder gut zu machen, fahren der Skipper von Bloody Mary und Dieter je einen 360˚ Kringel. Wir anderen bekommen gar nicht so mit was da passiert, tun was uns zugerufen wird und sind vollkommen beeindruckt als wir bemerken, dass wir nun vor Bloody Mary sind. Wieder hoch, am immer noch zunehmenden, Wind. Wir reffen, unser Vorsprung wird immer größer. Glover Island, wir sind schon wirklich weit vorne, bei der nächsten Boje sind wir schon im Feld der Klasse, die fünf Minuten vor uns gestartet ist! Wieder ein Vorwindkurs – Ausbaumen und hoffen, dass der Wind hält was er verspricht. Tut er auch, aber leider nur bis zu nächsten Boje. Beim Point Saline sehen wir die Schiffe stehen, das Wasser ist flach und ruhig, nichts bewegt sich! Für Minuten bewegen wir uns nur im Schneckentempo vorwärts und sehen Blody Mary näher und näher kommen…

Langsam wird das Lüfterl zu einem Wind, die Rasmus ist zu schwer und kommt nur träge wieder in Gang, Bloody Mary hingegen genießt den leichten Wind und tänzelt fröhlich aber zielstrebig an uns vor bei. Regenwolken kommen, der darin versteckte Wind ist mehr als eine Bö, bringt uns wieder vorwärts ist aber leider viel zu schnell wieder vorbei. Der Regen ist uns egal (könnt Ihr Euch das vorstellen?!). Fast schon endlos geht es so weiter, eine leichte Bö, kein Wind, noch eine Bö.... Näher zum Land oder weiter draußen bleiben? Nerven und Geduld bewahren! Bloody Mary scheint den Leichtwindgott auf ihrer Seite zu haben. Dieter schafft es trotz allem wieder aufzuschließen und bei der letzten Boje sind wir nur mehr eine Bootslänge hinter Bloody Mary, sind plötzlich neben Ihr! Doch leider ist der letzte Vorwindkurs zu kurz – wie zwei alte Freundinnen, fast schon Hand in Hand, wackeln die beiden Schiffe der Ziellinie entgegen.

Tüt. Tüt. Nach einer rund dreieinhalbstündigen Wettfahrt werden wir mit einer Sekunde Vorsprung abgepfiffen – für einen Sieg nach gerechneter Zeit hätten es ca. 90 sein müssen… Trotz allem, eine tolle Wettfahrt!

Eine letzte Party noch und ein anspruchsvolles Sailing Festival ist zu Ende. Unser Dank gilt Sabine, Anna, Helen, Urs und Thomas – ohne Euch hätten wir´s nicht so weit geschafft!

Barbara
Prickly Bay, am 9. Februar 2011

Wer noch mehr Fotos anschauen möchte:
http://www.photoaction.com/gsf11/gsf11.htm

und wen die Ergebnisse ganz genau interessieren:
http://www.grenadasailingfestival.com

Fotos:

Anna, Helen

unsere Crew

Helen, Sabine

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