Törn 3
- Grenada Sailing Festival
Dieses Jahr ist die Rasmus irgendwie besser vorbereitet, das
Großsegel ist angepasst, lässt sich problemlos reffen, die
Halterung für den Spibaum ist neu und
(endlich) so, wie wir´s gern haben, in der Stärke etwas
überdimensioniert, diverseste Leindln ausgetauscht, erneuert,
Sabine und Urs die beiden treuesten Regattasegler und auch Anna,
Helen und Thomas, die schon zum zweiten Mal mit dabei sind,
landen voller Tatendrang und dem gemeinsamen Wunsch auch dieses
Jahr wieder vorne mitzumischen. Die besten Voraussetzungen,
also!
Die erste Woche vergeht mit Buchtenhüpfen, Schnorcheln,
Schwimmen, Lesen und, wer sich an letztes Jahr erinnert weiß,
dass Anna und Helen jede mögliche Minute nützen um an ihrer
Bräune zu arbeiten… Doch diese karibische Idylle soll nicht
täuschen, fast jeden Tag wird gesegelt, geübt
(um nicht zu sagen trainiert, denn Dieter
mag dieses Wort sicher nicht), die einzelnen Positionen
besprochen und besetzt.
Urs und Thomas an den Winschen – eh klar, Sabine und ich,
altbewährt, an den Genuaschoten, Anna und Thomas fahren das
Großsegel, Sabine und Urs baumen am Vorwindkurs die Genua aus,
Helen und ich sind an den Schoten. Wenden, Halsen, Schiften –
bald kein Problem mehr! Aber so ganz ohne andere Schiffe um uns
herum, ohne Startlinie und Bojen bleibt alles Üben, so
anstrengend es auch ist, irgendwie Theorie…
Und plötzlich ist der Freitag da, wir sind in der Marina,
räumen, wie die anderen Schiffe auch, alle Anker samt Ketten und
einige andere schwere Trümmer vom Schiff. Der Wassertank ist
ziemlich leer, die unnötigen Trinkwasserflaschen bleiben
ebenfalls am Dock. Bier und Wein wird nach Bedarf im Supermarkt
gekauft. Das nenne ich ernste Vorbereitungen!
Auf allen teilnehmenden Schiffen wird noch gewerkt und
geräumt, es ist ein Kommen und Gehen, man trifft alte Bekannte
und neue Gesichter. Und endlich, endlich kommt unser
Lieblingsgegner, direkt aus Carriacou, die Bloody Mary.
Der Tag vergeht wie im Flug, gut, dass die Mädels ihre
Ausgehgarderobe passend geordnet und vorbereitet haben. Duschen,
Anziehen und schon sind wir mit allen anderen am Weg zur
Steuermannsbesprechung. Bei der anschließenden Party hält es uns
an diesem ersten Abend nicht lange – die Kräfte werden gespart
für den ersten Regattatag!
Die nächsten vier Tage vergehen im Rhythmus der Regatta.
Spannung und volle Konzentration am Wasser, zurück in der Marina
fällt der Druck ab und macht Platz für Ruhe, Tratsch und Klatsch
am Dock und die eine oder andere notwendig gewordene Reparatur.
Am späten Nachmittag werden die Tagesergebnisse angeschlagen,
Proteste studiert und alles für den Abend vorbereitet.
Preisverteilung! Musik! Party!
Eines kann ich Euch sagen, jeder von uns war mit ganzem Herzen
bei der Sache und wir haben uns nicht schlecht geschlagen.
Unglaublich wie lange die Kraft der Burschen an den Winschen
gehalten hat!
Anna und Helen sind an und mit ihren Aufgaben gewachsen,
zeigen keine Angst aber ausreichend Respekt vor Wasser und Wind
– zwei ganz wichtige Eigenschaften auf einem Schiff!
Und Sabine leitet uns zeitgebend zu jedem Start. Mit zwei
Uhren und beeindruckenden Nerven bleibt sie der ruhende Pol auch
wenn´s auf und um die Rasmus drunter und drüber geht. Eines
ihrer Meisterwerke dieses Jahr ist die absolut korrekte Zeit zu
einem Start, bei dem der sonst so verlässliche
5-Minuten-Vorbereitungsschuß nicht hörbar und die dazugehörige
Fahne am Startboot aus unserer Position nicht sichtbar war!
Aber trotz allem Einsatz hat die kleine Bloody Mary die Nase
doch zu oft vorne und vor der letzten Wettfahrt ist sie einen
Punkt vor uns, als führende der Klasse. Damit wird die letzte
Wettfahrt für uns zur alles entscheidenden: gewinnen wir sie,
gewinnen wir das Sailing Festival, ist Bloody Mary in der
berechneten Zeit vorne, werden wir zweite.
Alles beginnt mit einem guten Start und auch auf der ersten
Kreuz sind wir vorne doch dann, beim langen, langen Vorwindkurs
und abnehmendem Wind kommt uns die leichte Bloody Mary immer
näher, überholt uns. Weiter weg vom Land, frischt der Wind
wieder auf und wir können aufholen, auf, wie es scheint, den
einzigen Gegner, den wir an diesem Tag haben. Die nächste Boje
ist vor uns, alle Konzentration auf die Segel und das Schiff vor
uns gerichtet und plötzlich pickt Bloody Mary auf der Boje, der
Großbaum verfängt sich! Wir sind zu nahe und können auf den, zu
lange unbemerkten Strom, auch nicht mehr reagieren - kaum hat
sich die weiche, aufgeblasene Boje wieder aufgerichtet picken
wir auch schon dran. Mittlerweile bläst es schon ganz
ordentlich, alles passiert sehr schnell.
Das Berühren der Boje ist während einer Regatta nicht erlaubt
und um diesen Fehler wieder gut zu machen, fahren der Skipper
von Bloody Mary und Dieter je einen 360˚ Kringel. Wir anderen
bekommen gar nicht so mit was da passiert, tun was uns zugerufen
wird und sind vollkommen beeindruckt als wir bemerken, dass wir
nun vor Bloody Mary sind. Wieder hoch, am immer noch
zunehmenden, Wind. Wir reffen, unser Vorsprung wird immer
größer. Glover Island, wir sind schon wirklich weit vorne, bei
der nächsten Boje sind wir schon im Feld der Klasse, die fünf
Minuten vor uns gestartet ist! Wieder ein Vorwindkurs –
Ausbaumen und hoffen, dass der Wind hält was er verspricht. Tut
er auch, aber leider nur bis zu nächsten Boje. Beim Point Saline
sehen wir die Schiffe stehen, das Wasser ist flach und ruhig,
nichts bewegt sich! Für Minuten bewegen wir uns nur im
Schneckentempo vorwärts und sehen Blody Mary näher und näher
kommen…
Langsam wird das Lüfterl zu einem Wind, die Rasmus ist zu
schwer und kommt nur träge wieder in Gang, Bloody Mary hingegen
genießt den leichten Wind und tänzelt fröhlich aber zielstrebig
an uns vor bei. Regenwolken kommen, der darin versteckte Wind
ist mehr als eine Bö, bringt uns wieder vorwärts ist aber leider
viel zu schnell wieder vorbei. Der Regen ist uns egal
(könnt Ihr Euch das vorstellen?!).
Fast schon endlos geht es so weiter, eine leichte Bö, kein Wind,
noch eine Bö.... Näher zum Land oder weiter draußen bleiben?
Nerven und Geduld bewahren! Bloody Mary scheint den
Leichtwindgott auf ihrer Seite zu haben. Dieter schafft es trotz
allem wieder aufzuschließen und bei der letzten Boje sind wir
nur mehr eine Bootslänge hinter Bloody Mary, sind plötzlich
neben Ihr! Doch leider ist der letzte Vorwindkurs zu kurz – wie
zwei alte Freundinnen, fast schon Hand in Hand, wackeln die
beiden Schiffe der Ziellinie entgegen.
Tüt. Tüt. Nach einer rund dreieinhalbstündigen Wettfahrt werden wir mit einer Sekunde Vorsprung
abgepfiffen – für einen Sieg nach gerechneter Zeit hätten es ca.
90 sein müssen… Trotz allem, eine tolle Wettfahrt!
Eine letzte Party noch und ein anspruchsvolles Sailing
Festival ist zu Ende. Unser Dank gilt Sabine, Anna, Helen, Urs
und Thomas – ohne Euch hätten wir´s nicht so weit geschafft!
Barbara
Prickly Bay, am 9. Februar 2011
Wer noch mehr Fotos anschauen möchte:
http://www.photoaction.com/gsf11/gsf11.htm
und wen die Ergebnisse ganz genau
interessieren:
http://www.grenadasailingfestival.com
Fotos: |
Anna, Helen |
unsere Crew |
Helen, Sabine |
Start |
zwischen den Wettfahrten |
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